Grundlagen Lymphsystem & Technik

Das Lymphgefäßsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Gewebsregulation und der Entfernung von Stoffwechselprodukten. Es arbeitet unabhängig vom Blutkreislauf und verfügt über eigene Transportmechanismen.

In der Fortbildung wurden Aufbau und Funktion des Lymphsystems detailliert behandelt, inklusive theoretischer Grundlagen zu Flüssigkeitsverschiebung, Reizweiterleitung und Segmentbehandlung.

Dabei wurde auch das Konzept der Kombinierten Physikalischen Entstauung (KPE) vorgestellt. Diese umfasst:

  • Manuelle Lymphdrainage (MLD)
  • Kompression
  • Bewegung
  • Hautpflege

Ziel war es, das Verständnis für diese Konzepte zu fördern – nicht zur eigenen Anwendung, sondern zur Einordnung medizinischer Standards.

Ergänzend wurden zentrale Unterschiede zwischen dem venösen und dem lymphatischen System erläutert. Besonders hervorgehoben wurde dabei der niedrige Druck im Lymphsystem sowie seine Abhängigkeit von Muskelpumpe, Atmung und manueller Unterstützung.

Ein weiterer Aspekt war die Bedeutung der Lymphknotenstationen, ihre segmentale Zuordnung und die Relevanz der Lymphterritorien – insbesondere im Hinblick auf Ödementstehung und Umleitungsstrategien.

Praktischer Teil

Im Mittelpunkt der Ausbildung standen Techniken nach dem Konzept von Dr. Vodder. Diese wurden systematisch aufgebaut und praktisch geübt:

  • Kreis-, Schöpf-, Dreh- und Pumpgriffe
  • Druckanpassung je nach Gewebetyp
  • Anwendung entlang der Lymphbahnen
  • Berücksichtigung zentraler Abflusswege
    Auch Gewebeveränderungen wie fibrotische Areale und Spannungszonen wurden besprochen – stets unter dem Fokus physiologischer Reaktion und Griffanpassung.

Die praktische Schulung legte großen Wert auf Rhythmus, Druckrichtung und Geschwindigkeit – Faktoren, die entscheidend zur Wirksamkeit der Methode beitragen.

Zusätzlich wurde die Behandlung verschiedener Körperregionen separat eingeübt: vom Halsbereich über die Extremitäten bis hin zum Rumpf. Hierbei stand die Entlastung über zentrale Sammelstellen wie Terminus, Venenwinkel oder Axilla im Fokus.

Besondere Aufmerksamkeit galt auch Kontraindikationen und Grenzen der Anwendung. Beispiele hierfür waren akute Infektionen, kardiale Dekompensation oder nicht abgeklärte Schwellungen.

Medizinische Themenfelder

Die Fortbildung behandelte indikationsbezogene Aspekte theoretisch und anhand praxisnaher Fallbeispiele:

  • chronische Gewebebelastung
  • Spannungszustände nach operativen Eingriffen
  • funktionelle Einschränkungen im Lymphsystem
  • sekundäre Veränderungen wie Sklerosen oder Gewebeverdickungen
    Dabei wurde keine Heilanwendung vermittelt, sondern ein differenziertes Verständnis medizinischer Zusammenhänge erarbeitet.

Thematisiert wurden auch Differentialdiagnosen wie Lipödeme, kardiale Ödeme oder posttraumatische Schwellungen – jeweils im Hinblick auf ihre Entstehung, Abgrenzung und potenzielle Relevanz für die Lymphdrainage.

Besonders wertvoll waren Diskussionen über interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Lymphdrainage & Nachsorge

Ein Themenschwerpunkt war die theoretische Einordnung manueller Techniken im Rahmen von ästhetischen Eingriffen. Behandelt wurden u. a.:

  • Liposuktion und plastische Eingriffe
  • postoperative Schwellung
  • subjektive Spannungsgefühle
  • begleitende Entlastung im Kontext medizinischer Nachsorge
    Fallbeispiele und Erfahrungen der Dozent:innen zeigten exemplarisch, welche Aspekte im interdisziplinären Austausch wichtig sind – ohne Behandlungsauftrag im eigenen Tätigkeitsfeld.

Dabei wurde betont, dass vor allem bei sensiblen Themen wie der Nachsorge nach Liposuktion ein besonderes Maß an Fingerspitzengefühl, Kommunikation und Abgrenzung erforderlich ist. Die Rolle der Lymphdrainage liegt hier – aus Sicht der Fortbildung – in einer theoretischen Einordnung möglicher Maßnahmen zur Regeneration und Entlastung.

Ein weiterer Aspekt war der Einfluss manueller Reize auf das vegetative Nervensystem, insbesondere in Bezug auf Spannungszustände, Schlafqualität und Stressreduktion – immer im Kontext von begleitenden, nicht-therapeutischen Anwendungen.

Erfahrungsfokus der Ausbildung 

Die Fortbildung betonte, dass Technik und Griffroutine allein nicht ausreichen. Gelehrt wurde eine achtsame Herangehensweise, basierend auf Beobachtung, taktilem Feingefühl und Anpassungsvermögen.

Dies galt besonders für die Simulation nicht-standardisierter Nachsorgesituationen, z. B. bei erhöhtem Gewebewiderstand, Narben oder anatomischen Besonderheiten.

Die Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung von Gewebespannung, Temperaturveränderungen und taktilen Rückmeldungen wurde intensiv geschult. Dies diente dem Ziel, individuelle Reaktionen des Körpers besser einschätzen und deuten zu können – ohne therapeutische Konsequenz.

Darüber hinaus wurde Raum für Selbsterfahrung gegeben: Durch Partnerübungen und Reflexionsphasen konnten Teilnehmende ihre eigene Haltung, ihr Empfinden und die Wirkung manueller Impulse besser verstehen.

Die Ausbildung förderte somit nicht nur das fachliche, sondern auch das persönliche Wachstum – im Sinne eines verantwortungsvollen und achtsamen Umgangs mit Berührung.

Abschluss & Reflexion

Die Fortbildung hat ein medizinisch fundiertes Verständnis von Gewebeverhalten, manueller Technik und möglicher Indikationen vermittelt – ohne therapeutische Selbstanwendung. Sie bildet die Grundlage für ein fachlich informiertes Arbeiten im interdisziplinären Austausch.

Zur Lymphdrainage
Manuelle Lymphdrainage nach Liposuction